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Los 967

Victors, Jan (attr.)

Schätzpreis:

35.000 € - 50.000 €

Zuschlagspreis:

Beschreibung:

Amsterdam 1619 - Ost-Indien 1676
160 x 220 cm
Die Versöhnung zwischen Esau und Jakob. Öl/Lwd. Um 1640/45.
Süddeutsche Privatsammlung. Vgl. Lit.: Werner Sumowski, Die Gemälde der Rembrandt-Schüler, Landau 1989, Bd. IV, S. 2590 ff.
„…er trat vor und warf sich siebenmal zur Erde nieder, bis er vor seinem Bruder stand.
Esau lief ihm entgegen, umarmte ihn und fiel ihm um den Hals; er küßte ihn und sie weinten… Wer sind die dort bei dir ? Die Kinder, die Gott deinem Knecht aus Wohlwollen geschenkt hat…“ (Genesis, 33,1-11).
Den Bruderzwist, Verrat, Betrug, Vergebung und Versöhnung, ein zentrales Thema des Alten Testaments, hat auch der Amsterdamer Maler und Rembrandtschüler Jan Victors mindestens zweimal, in verschiedenen Versionen auf die Leinwand gebracht.
Das hier vorgestellte großformatige Gemälde zeigt die anrührende Szene der Versöhnung Esaus mit Jakob in einer Vordergrundszenerie. Der Raum des Betrachters und der „ Bühnenraum“ gehen ineinander über, die Grenze zwischen Drinnen und Draussen will aufgelöst sein, die Landschaft mit einem Streifen Himmel, Bergzügen, dem Blattwerk eines gerade angeschnittenen Baumes, ist bloße Kulisse. Werner Sumowski spricht über die Kompositionsweise des Malers in den frühen 1640er Jahren von „drastischer Nahsicht“ (Sumowski, Bd. IV, S.2590).
Die andere Version befindet sich in Indianapolis, Museum of Art (Inv.-Nr. 79.330), und zeigt Jakob neben seiner Familie, Frauen und Kindern, knieend und in demütiger Erwartung seines herannahenden Bruders (Sumowski, Bd.IV, S.2653, Nr.1754).
Das Gemälde ist mit 1652, auf also etwa zehn Jahre später datiert. Das „drastische“ der Nahsicht ist schon deutlich zurückgenommen, lokale Farbigkeit, Licht und Schatten wesentlich raffinierter eingesetzt, - aber die Jakobsfiguren auf beiden Gemälden gleichen sich in Haltung, Gestus, Haar- und Bartbehandlung, Ausführung der Kleidung bis hin zum Schuhwerk, den feinledernen Stiefeln, dem samtenen Rock mit breiter Schärpe, auffallend. Hier hat der Maler seine Jakobsfigur wieder ins Leben gerufen, möglicherweise war ein Werkstattkarton die Grundlage für die Wiederbelebung dieser gelungenen Figur.
Jan Victors war ein produktiver Künstler. Sein Oeuvre umfaßte vor allem Themen des Alten Testaments und Genreszenen. Möglicherweise hat die Vielzahl der alttestamentarischen Szenen auch mit der wohlhabenden jüdischen Kaufmannsgesellschaft in Amsterdam zu tun, deren Kunstsammler spezielle Themen und Sujets in Auftrag gegeben haben.
Nach seiner (vermuteten) Lehrzeit bei Rembrandt in den späteren 30er Jahren, machte sich Victors ab ca. 1640 selbständig. Seine Schaffenszeit wird bis etwa 1670 angenommen, im Dezember 1679 starb Jan Victors in Niederländisch-Indien.